Immunsystem und Knochen – Antikörper verstärken den Knochenabbau
Wissenschaftliche Erkenntnis:
Autoimmunkrankheiten führen oftmals zu einer frühzeitigen Osteoporose. Wie diese entsteht, war bisher weitestgehend unverstanden. Bekannt ist, dass die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) verstärkt aktiviert werden. Dabei werden sie durch Geschlechtshormone und entzündliche Botenstoffe reguliert.
Bei Autoimmunkrankheiten kommt es typischerweise zur Bildung von Immunkomplexen. Das sind Verbindungen aus Antigen und Antikörper. Immunkomplexe docken an Osteoklasten und aktivieren diese. Das tun sie vor allem, wenn sie nur wenig Zuckerstrukturen aufweisen. Im experimentellen Modell konnte nachgewiesen werden, dass Immunkomplexe, bei denen ein bestimmtes Zuckermolekül entfernt worden ist, direkt die Bildung von Osteoklasten anregen. Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis wurde gezeigt, dass die Reduzierung dieser Zuckermoleküle auf Immunkomplexen mit einer Verringerung des Knochenvolumens einhergeht. Nach Verabreichung des Zuckermoleküls konnte der Zuckergehalt der Antikörper gesteigert werden und Schutz vor Knochenverlust erzielt werden.
Hintergrund:
Unser Knochengewebe unterliegt einem ständigen Umbauprozess. Durch die genau aufeinander abgestimmte Aktivität von knochenbildenden Zellen (Osteoblasten) und knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) bleibt das Skelettsystem erhalten und funktionstüchtig. Bei Autoimmunerkrank-ungen, wie der rheumatoiden Arthritis, kommt es jedoch zu einer verstärkten Bildung von Osteoklasten und damit zum Knochenabbau.
Publikation: Harre U, Lang SC, Pfeifle R, Rombouts Y, Frühbeißer S, Amara K, Bang H, Lux A, Koeleman CA, Baum W, Dietel K, Gröhn F, Malmström V, Klareskog L, Krönke G, Kocijan R, Nimmerjahn F, Toes RE, Herrmann M, Scherer HU, Schett G. Glycosylation of immunoglobulin G determines osteoclast differentiation and bone loss. Nature Communication. 2015 Mar 31;6:6651.