Narben im Organ – Bindegewebe auf Abwegen
Bindegewebe auf Abwegen – wenn die Organe vernarben
Wissenschaftliche Erkenntnis
Bindegewebszellen (Fibroblasten) spielen eine entscheidende Rolle bei der Wundheilung. Ist es jedoch nicht möglich, deren Aktivierung abzuschalten, kommt es zu vermehrten Narbenbildung (Fibrose). Das kann nicht nur an der Haut passieren, sondern an auch an vielen Organen im Körper. Dabei wird die ursprüngliche Funktion des Organs beeinträchtigt. Nun gelang es, die Ursache der andauernden Aktivierung der Fibroblasten zu klären.
Das Eiweißmolekül PU.1, welches während einer normalen Wundheilung gehemmt wird, bleíbt bei fibrotischen Erkrankungen aktiv. Dabei bindet PU.1 an die Erbsubstanz von Fibroblasten und programmiert diese um, dass es zu einer anhaltenden Ablagerung von Gewebsbestandteilen kommt.
Ein Stoppen der Aktivität von PU.1 unterbricht das fibrotische Netzwerk und ermöglicht die Reprogrammierung von aktiven Fibroblasten in ruhende Fibroblasten, so dass es zur Rückbildung der Fibrose in verschiedenen Organen führt.
Hintergrund:
Bei Bindegewebserkrankungen, so genannten Fibrosen, kommt es durch eine überschießende Aktivierung von Bindegewebszellen zur Narbenbildung innerhalb des betroffenen Organs. Das Fatale ist, dass jedes Organ von einer Fibrose befallen und in seiner Funktion gestört werden kann. Beispiele hierfür sind Lungenfibrose, Leberzirrhose und Sklerodermie.
Publikation: Wohlfahrt T, Rauber S, Uebe S, Luber M, Soare A, Ekici A, Weber S, Matei AE, Chen CW, Maier C, Karouzakis E, Kiener H, Pachera E, Dees C, Beyer C, Daniel C, Gelse K, Kremer A, Naschberger E, Stürzl M, Butter F, Sticherling M, Finotto S, Kreuter A, Kaplan M, Jüngel A, Gay S, Nutt S, Boykin D, Poon G, Distler O, Schett G, Distler J, Ramming A. (2019) PU.1 controls fibroblast polarization and tissue fibrosis. Nature. 566:344-349.