Therapie entzündlicher Erkrankungen – Wie Zytokinnetzwerke Entzündungen anheizen

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.
Die Tabelle zeigt den Grad der Wirksamkeit von Medikamenten, die Botenstoffe der Entzündung hemmen bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen. Grün: etablierte klinische Wirksamkeit; Hellgrün: fragliche klinische Wirksamkeit; Grau: nicht bekannt oder unwirksam; Rot: negativer Effekt ©Medizin 3, Uniklinik Erlangen

Wissenschaftliche Innovation:

Trotz verschiedener Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der unterschiedlichen entzündlichen Krankheiten, bestehen in der Tat Verbindungen: Bei den meisten chronisch entzündlichen Erkrankungen kann die Krankheitsaktivität durch eine medikamentöse Hemmung des Entzündungseiweißes Tumornekrose Faktor–alpha (TNF-α) gemindert  werden.

Innerhalb von präklinischen und klinischen Studien wurde die Rolle von körpereigenen Botenstoffen, sogenannten Zytokinen, innerhalb von Entzündungsmechanismen bei Knochen- und Gelenk-, Darm- sowie Bindegewebserkrankungen erforscht. Die Untersuchungen zeigten, dass die Stärke der Entzündung abhängig von der Kommunikation unter den Botenstoffen ist.

Neben TNF-α bilden die Botenstoffe Interleukin-6 (IL-6), IL-1, IL-17, IL-12 und IL-23 Netzwerke, die wichtig für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen in  unterschiedlichen Organsystemen sind. So besteht z.B.  hinsichtlich der Abhängigkeit vom Botenstoff IL-6 und seinem Gegenspieler eine enge Verbindung zwischen rheumatoider Arthritis, der Riesenzellarteriitis und bestimmten Formen des kindlichen Rheumas (JIA).

Eine weitere Allianz bildet die Gicht mit der JIA, denn beide Erkrankungen sind stark vom Botenstoff IL-1 abhängig. Weiter konnte nachgewiesen werden, dass einige Medikamente zur Entzündungshemmung ausgezeichnet z.B. bei Darmerkrankungen wirken und einen positiven Effekt auf das Gleichgewicht der Organentzündung haben, während andere Wirkstoffe zu keinem Therapieerfolg führen.

Anhand der Ergebnisse konnte nun ein molekularer Stammbaum von Entzündungsproteinen und deren Wirkung bei der Hemmung von chronisch entzündlichen Erkrankungen aufgestellt werden. Dieses erweiterte Wissen über die Zytokin-Verknüpfungen eröffnet neue therapeutische Wege gegen Entzündung bei Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen.

Hintergrund:
Entzündungen sind die wichtigsten Vorgänge unseres Abwehrsystems, um auf Stress und Schädigungen zu reagieren. Normalerweise ist die Immunantwort zeitlich begrenzt. Ist der Entzündungsvorgang jedoch gestört, kann es zu einer andauernden Abwehrreaktion führen. Chronisch entzündliche Erkrankungen sind schwerwiegende Krankheiten, die zu bleibenden Organschädigungen führen, wenn sie nicht rasch behandelt werden. Die Symptome der Krankheitsbilder sind grundverschieden: Arthritis zerstört die Gelenke und Knochen. Die Crohn‘sche Erkrankung greift die Darmwand an und führt zu Krämpfen und Durchfällen. Und Schuppenflechte zeigt sich durch teils entstellende Entzündungen an der Haut.

 

Publikation: Schett G, Elewaut D, McInnes IB, Dayer JM, Neurath MF. How Cytokine Networks Fuel Inflammation: Toward a cytokine-based disease taxonomy. Nature Medicine, 2013 Jul;19(7):822-4.